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22. Februar 2014, 23:33

Interessengemeinschaft Hochwasserschutz Altstadt (Halle/Saale) zur Demonstration der Eishockeyfans für den alten Standort der Eissporthalle!

Halle hat Glück im Unglück: Der Eissport in Halle kann dank der Hochwasserhilfe gerettet werden. Statt dem vierzig Jahre alten, energetisch nicht wirtschaftlichen Gebäude darf die Stadt zukünftig vermutlich gleich zwei hochmoderne Eissportanlagen für insgesamt 14,​7 Mio. € errichten. Ein Glücksfall für die Stadt Halle! Die Verwaltung der Stadt bzw. der Oberbürgermeister favorisieren dafür den alten Standort am Gimritzer Damm, aber auch zahlreiche Fans der Saale Bulls. Nun machen sich die Leidtragenden des Hochwassers 2013 dafür stark, die Chance zum Neubau auch mit der Wahl eines hochwassersicheren Standorts zu verbinden.

Die Eissporthalle steht nicht nur im Überschwemmungsgebiet und stellt dort ein Strömungshindernis dar, sie ist überdies der wichtigste Grund dafür, dass der Deich nun auf die Halle-Saale-Schleife vorverlegt werden soll. Die Altstadt müsste nach dieser Konzeption künftig daher nicht nur die kräftige Erhöhung des Deiches auf 8,​50 m verkraften, sondern zusätzlich auch einen erheblichen Verlust von Retentionsraum. Beim Deichbau wird weder ein Gesamtkonzept für einen Hochwasserschutz in der Stadt verfolgt, noch für andere Anlieger der Saale. Das Fehlen von ausgereiften Planungen aufgrund des erzeugten politischen Handlungsdrucks, rächt sich in dieser Angelegenheit immer wieder. Das Land und der Bund haben unzählige Millionen von Euro in die Rückverlegung von Deichen gesteckt. Sie planen mit der Hochwasserschutzkonzeption 2020 zum Teil Rückhaltebecken, die einen Bruchteil des Retentionsraums schaffen (sollen), wie er jetzt in Halle vernichtet wird. Die Umweltministerkonferenzen predigen schon seit 1995, dass nur gemeinsames, solidarisches Handeln durch Verzicht auf neue Eindeichungen zum Ziel führt. In Halle scheint das plötzlich alles nicht mehr zu gelten.

Halle leidet im Hochwasserfall bis heute unter einer städtebaulichen Sünde der DDR, ein ganzes Wohngebiet in die Saaleaue zu platzieren. Daran können wir heute wenig ändern. Für die Eissporthalle trifft dies nicht zu. Hier müssen wir uns natürlich fragen, ob wir diese zentrale Einrichtung der Stadt mit allen damit verbundenen Gefahren wieder in das Überschwemmungsgebiet stellen wollen und damit quasi die Entscheidung der DDR rechtsstaatlich noch einmal bekräftigen. Natürlich müssen wir uns fragen, ob es uns dieser Standort wert ist, dafür zahlreiche Wohnhäuser der Altstadt dem Hochwasser preiszugeben, die heute deutlich über der Deichkrone des Gimritzer Dammes liegen. Die Stadt könnte hier mit gutem Beispiel vorangehen und ernst machen mit der immer wieder zu hörenden Forderung, Hochwassergebiete nicht erneut zu bebauen und die Aue zu renaturieren. Da man solche Entscheidungen auch von privaten Bauherren erhofft, hätte dies vermutlich eine zugkräftige Vorbildwirkung. Die Fläche bietet vielleicht sogar das Potential, mehr Retentionsraum für die Stadt Halle vor dem Engpass Kröllwitzer Felsen zu schaffen.

Unterhält man sich mit den verschiedenen Akteuren, hört man schnell heraus, dass es vermutlich eher in andere Richtungen gehen soll. Dabei bleibt völlig unklar, warum ein anderer Standort eigentlich in einer vom Rückbau gezeichneten Stadt unmöglich erscheint, außer dass es zugestandener Maßen immer Überwindung kostet, sich auf etwas Neues einzulassen.

Eine favorisierte Variante ist eine Plateau-Lösung, welche die Eissporthalle vielleicht hochwassersicherer macht, aber keine Lösung für die eigentlichen Probleme bietet. Sie stößt daher auf großen Widerstand bei den Interessensvertretern der Altstadt. Eine durchaus überlegenswerte Idee dagegen wäre es, die Eissporthalle über Deichniveau auf Stelzen zu stellen. Das Wasser würde in diesem Fall unter der Eissporthalle hindurchströmen. Diese Variante hat Charme, dürfte jedoch etliche zusätzliche Kosten produzieren und eventuell teurer werden als eine Standortverlegung? Gleichzeitig müsste eine solche Variante genügend Platz für eine Ertüchtigung des jetzigen Gimritzer Deiches bzw. einer Spundwand parallel dazu bieten, da so weitere Kosten (Verlegung von Leitungen) gespart würden. Vielleicht könnten auf diese Weise sogar Teile des Baumbestands erhalten bleiben.

Ideen werden also gesucht, die alle Beteiligten ins Boot nimmt und Eissport und Hochwasserschutz, Altstadt und Neustadt miteinander versöhnt.
Die IG Hochwasserschutz Altstadt hat daher am Freitag versucht, konstruktive Gespräche mit den Saale Bulls aufzunehmen. Statt jedoch miteinander zu reden, wollen die Eishockey Fans nun erst einmal „politischen Druck“ aufbauen und für den alten Standort demonstrieren! Ist es das, was wir in unserer Stadt und für unsere Stadt wollen, gegeneinander streiten und dem anderen etwas streitig machen? Die IG Hochwasserschutz Altstadt wird am Dienstag und Mittwoch nicht auf dem Marktplatz aufmarschieren und gegen die Eishockey-Fans anschreien. Wir werden stattdessen weiter über konstruktive Lösungen nachdenken, die möglichst vielen Menschen in Halle dienen und klugen Hochwasserschutz ermöglichen: Auch für die Eishockey-Fans!

Redakteur




19. Februar 2014, 21:34

Pressebericht

http://www.wochenspiegel-web.de/wisl_s-cms/_wochenspiegel/7379/Halle__Saale_/39051/Wie_viel_Schutz_vor_Hochwasser_braucht_Halles_Altstadt_wirklich_.html?PHPSESSID=da289a7fd5ff530a6596cef1f692d0f7
Im Wochenspiegel berichtet Susanne Christmann über die Gründung der IG Hochwasserschutz und über unseren Brief an die Stadträte zur Verlegung der Eissporthalle.

Redakteur




05. Februar 2014, 23:46

Offener Brief an die Stadträte: Verlegung Eissporthalle

Wir möchten heute im Zusammenhang mit der anstehenden Entscheidung über den zukünftigen Standort der Eissporthalle eine dringende Bitte an Sie richten: Bitte verwenden Sie sich bei der Abstimmung für einen neuen Standort der Eissporthalle! Wir vertreten damit die Meinung vieler Bürger, die mit einem konzeptionell sicheren und abgewogenen Deichverlauf des Gimritzer Dammes eine sinnvolle Lösung für die Bewohner von Halle-Neustadt und der Altstadt erreichen möchten.

Mit Ihrer Stimme über den Standort der Eissporthalle treffen Sie eine maßgebliche Entscheidung in der Diskussion um den Deichbau am Gimritzer Damm. Wie Sie sicherlich wissen, spielte der Erhalt der Eishalle die zentrale Rolle in der planerischen Aufgabenstellung für die vom LHW bevorzugte Deichvariante auf der Halle-Saale-Schleife.

Uns allen ist immer wieder vermittelt worden, der Deichneubau an der Halle-Saale-Schleife hätte keine oder nur marginale Auswirkungen auf die Hochwassersituation in der Altstadt. Diese Information ist falsch, denn durch die Deicherhöhung von 77,​91 m NN auf 79 m NN werden völlig neue Hochwasserverhältnisse in Halle geschaffen. Viele Wohngebiete der Altstadt – die heute deutlich über dem Niveau des Gimritzer Dammes liegen – werden durch die Deicherhöhung nun faktisch zum Überschwemmungsgebiet gemacht. Gleichzeitig werden alle Gefährdungen für die Altstadt in den Planungen des LHW ausgeblendet, da hier nur ein maximaler Hochwasserstand bis 77,​37 m NN (=HQ 100) als Planungsgrundlage betrachtet wird. Dies entspricht einer der im Hochwasserschutz gültigen DIN-Normen. Wir halten es jedoch für unverantwortlich, Gefahren mittels eines theoretischen Hochwasserstandes zu berechnen, bei welchem die Altstadt überhaupt noch nicht vom Hochwasser betroffen und daher natürlich als ungefährdet zu bewerten ist. Die letzten Jahre haben dagegen die realen Gefahren offenbart. Daher wird der Deich in der Neustadt ja auch auf eine Höhe von HQ extrem erhöht (für HQ 100-Planungen müsste er eher abgesenkt werden). Festhalten möchten wir, dass durch die derzeit geplante Linienführung und Deicherhöhung mehrere Quadratkilometer potentielle Retentionsräume verloren gehen, mit höheren Hochwasserständen und veränderten Strömungsverhältnissen in der Alt- bzw. Innenstadt bis hin zum Bereich Talstraße. Außerdem werden neue, bisher nicht zu definierende Strömungsverhältnisse geschaffen, die neben den Anwohnern der Talstrasse vor allem das Gimritzer Gut sowie den neu errichteten Sophienhafen mit weit über 500 neuen Bewohnern betreffen werden. Wir erinnern: Im Gegensatz zu Halle-Neustadt wurden umfangreiche Innenstadt- und Altstadtbereiche im Juni 2013 bereits mit erheblichen Wasserständen überflutet. Manche nur, weil dafür die Neustadt gesichert werden konnte.

Wir betonen nachdrücklich, dass wir eine Ertüchtigung oder den Ausbau des Gimritzer Dammes unterstützen, wir möchten den Deichbau weder verhindern noch verzögern! Wir können aus eigener leidvoller Erfahrung sehr gut nachvollziehen, warum der Deich zusätzlich erhöht werden soll, obwohl der Altstadtseite dadurch ohne jede Ausgleichsmaßnahmen oder ein ganzheitliches Hochwasserschutzprogramm enorme Nachteile entstehen. Was wir jedoch nicht nachvollziehen können, warum die Stadtverwaltung vordergründig ihren Fest- bzw. Rummelplatz und den Standort einer desolaten Eissporthalle in der Priorität ihres Hochwasserschutzes über die Interessen der Innenstadt stellt. Denn damit wird selbst der geringe, noch verbliebene Retentionsraum von 49.​000 m2 eingedeicht und die Situation für die Altstadt unnötig verschärft. Dieser zusätzliche Verlust von Retentionsfläche ist mit keinen Argumenten zu rechtfertigen. Hier wird verantwortungslos mit Leib und Leben, vor allem aber mit dem Eigentum von zahlreichen Bürgern der Innenstadt umgegangen. Die Vorverlegung des Deiches ist vollkommen unnötig, da sowohl Rummelplatz wie auch Eissporthalle momentan relativ unkompliziert neue Standorte erhalten könnten.

Der Verlauf des künftigen Dammes wurde bisher noch nicht genehmigt. Es ist fraglich, ob die Eissporthalle am gegenwärtigen Standort tatsächlich hinreichend geschützt ist. Es bestünden zudem an dieser Stelle, auch im Falle eines Deichneubaus weiterhin diverse Gefahren, verbunden und verursacht durch Qualm- und Grundwasser.

Wir sind zahlreiche Menschen, die mit ihren Familien oder ihrer wirtschaftlichen Existenz vom Hochwasser 2013 stark betroffen waren. Wir leben zum Teil in Saalenähe, vor allem jedoch in Lagen wie der Hafenstrasse, Ankerstrasse, in den Straßen der Klaustorvorstadt sowie in anderen betroffenen Bereichen. Diese Straßenzüge sind meist bereits seit Generationen gewachsene, zum Teil innenstadtnahe Wohnlagen. Aufgrund der Hochwasserereignisse der vergangenen Jahre haben wir uns intensiv mit dieser Problematik auseinandergesetzt und viele Gespräche geführt. Derzeit tragen wir unsere Auffassungen, Bedenken und Anregungen hinsichtlich eines nachhaltigen Hochwasserschutzes, sowohl für die Altstadt, als auch für Halle-Neustadt, zusammen. Dabei sind wir auch vernetzt mit anderen interessierten Gruppen, welche sich mit diesem Thema auseinandersetzen.

Im Interesse eines wirksamen und klugen Hochwasserschutzes für die gesamte Stadt Halle bitten wir Sie: Stimmen Sie für eine Standortverlegung der Eissporthalle und damit für die Chance, den Deichbau gemäß der besten Lösung für alle Betroffenen zu realisieren. Uns haben bisher Vertreter vieler politischer Fraktionen in der Stadt Verständnis signalisiert, jedoch angemerkt, dass der Deichbau Landessache sei.

Stehen Sie mit Ihrer Meinung und Position für einen ausgewogenen Hochwasserschutz für alle Bürger in Halle! Ihr persönliches Signal kann helfen! Gehen Sie mit uns eine Allianz der Vernunft ein, die zu einem bestmöglichen Deichverlauf, einer zügigen baulichen Umsetzung und zu wirksamen komplexen Maßnahmen im Hochwasserschutz für Halle beiträgt.

Mit freundlichen Grüßen

Die Interessengemeinschaft "Hochwasserschutz Altstadt"

Redakteur